Brocken, 5.2.2012, Personenzug mit Lok 99 7238-1
Eisenbahnfotos
von Jürgen Hanelt

Maisel Bräu, Moosstrasse 46


Im Jahre 1894 gründen die Brüder Andreas, Thomas und Rudolf Maisel aus Kasendorf die Brauerei Maisel. Sie erwerben in der Flur südlich der „Moosgasse“ ein großes Grundstück. Zu diesem Zeitpunkt gibt es südlich der Moosgasse (später Moosstrasse) nur eine spärliche Bebauung. Die Gebrüder bauen „auf dem freien Feld“:


Eisenbahn Photograhphie - Flurplan ca.1880, eingetragene Datierung 1891, StaBi
Flurplan ca.1880, eingetragene Datierung 1891, StaBi


Bereits zum Zeitpunkt des Grunderwerbs für die Brauerei kauften sie auch sofort einen Landstreifen zwischen diesem Grundstück und der Staatsbahnstrecke Bamberg-Nürnberg in der Flur „Im Most“. In einem Flurplan von 1894 taucht dieser Landstreifen bereits als „Zufuhr“ auf. Die Gleisverbindung der Brauerei mit der Staatsbahn ist bereits Teil des Betriebskonzeptes:


Eisenbahn Photograhphie - Flurplan von 1894, darin eingezeichnet Brauereigebäude und 'Zufuhr', StBA
Flurplan von 1894, darin eingezeichnet Brauereigebäude und „Zufuhr“, StBA


Zunächst werden jedoch die Anlagen gebaut und ständig vergrössert. An das erste Brauereigebäude (dem „Keller“) wird bereits 1895 eine Fasshalle, eine rundumlaufende „Anfahrt“ (für Fuhrwerke) sowie ein Neubau geplant. Hierfür wurde auch das Grundstück von Friedrich Rambusch aufgekauft. Bis 1903 werden eine Remise, ein Maschinenhaus sowie eine Pichhalle erbaut. Schon bis 1908 wird ein neues Maschinenhaus, ein Kesselhaus sowie ein neues Sudhaus erbaut, alle Gebäude als große und repräsentative Backsteingebäude, die bis heute erhalten sind.


Eisenbahn Photograhphie - Lageplan Maiselbräu Neubau Sudhaus, 1908, StBA
Lageplan Maiselbräu Neubau Sudhaus, 1908, StBA


Nach Fertigstellung der wichtigsten Brauereigebäude stellt die Firma 1909 eine bahnamtliche Anfrage zur Errichtung eines Anschlussgleises an die Staatsbahn. In der Antwort empfiehlt die Eisenbahndirektion, ebenfalls den Landstreifen von Herrn Dorsch zu erwerben, um eine vereinfachte Betriebsführung (Vermeidung einer Drehscheibe, Erweiterungsmöglichkeit) zu erreichen. Dieses Grundstück wird in der Folge von der Firma Maisel ebenfalls erworben. Das von der Staatsbahn auf Rechnung der Fa. Maisel gebaute Anschlussgleis geht 1910 in Betrieb. Die Bahn-Anschlussweiche liegt unmittelbar südlich des Bahnübergangs „Moosstrasse“ und läuft betriebstechnisch in das Ausziehgleis der Ablaufgruppe „Bamberg Süd“ ein.


Eisenbahn Photograhphie - Lageplan Anschlussgleis Maisel, 1925,n.a.
Lageplan Anschlussgleis Maisel, 1925,n.a.


Eisenbahn Photograhphie - Anschluß Maisel Luftbild, 1954, Flugfoto Verlagsgesellschaft StBA
Anschluß Maisel Luftbild, 1954, Flugfoto Verlagsgesellschaft StBA


Über den Gleisanschluß wurde hauptsächlich der Empfang von Rohstoffen für die Produktion (Hopfen, Malz, Kohlen) bewerkstelligt. Das Gleis endet stumpf vor dem neuen Sudhaus an einer überdachten Laderampe, diese wiederum unmittelbar am Kesselhaus. Somit können sowohl Sudhaus als auch Kesselhaus auf kürzestem Wege mit Rohstoffen versorgt werden. Die Situation ist auf einem Briefkopf von 1936 sehr gut zu erkennen. Wir sehen einen Zug mit offenen und geschlossenen Wagen sowie aufgestapelte Bierfässer in der Lagerhalle. In welchem Umfang auch der Bierversand über die Schiene erfolgte, bleibt derzeit unklar.


Eisenbahn Photograhphie - Maisel Briefkopf, 1936
Maisel Briefkopf, 1936


Eisenbahn Photograhphie - Maisel Briefkopf Ausschnitt, 1936
Maisel Briefkopf Ausschnitt, 1936


Erhalten geblieben sind auch zwei Luftbilder aus dem Jahre 1957, einmal aus Nordosten und einmal aus Südwesten. Zu diesem Zeitpunkt war das Anschlussgleis noch voll betriebsfähig.


Eisenbahn Photograhphie - Maisel Luftbild von Nordosten, 1957, Flugfoto Verlagsgesellschaft ChrFie
Maisel Luftbild von Nordosten, 1957, Flugfoto Verlagsgesellschaft ChrFie


Eisenbahn Photograhphie - Maisel Luftbild von Südwesten, 1957, Flugfoto Verlagsgesellschaft StBA
Maisel Luftbild von Südwesten, 1957, Flugfoto Verlagsgesellschaft StBA


Mit der Umstellung von Kohle- auf Ölfeuerung im Jahre 1962 ist ein wesentlicher Rohstoff auf dem Zufuhrweg „Schiene“ entfallen. Hopfen und Malz kamen bereits zunehmend auf der Straße in die Brauerei. Das Anschlussgleis verlor an Bedeutung, wurde etwa zwischen 1968 und 1972 stillgelegt und danach abgebrochen. Die Anschlussweiche war noch 1994 vorhanden.

Im Jahre 2000 wurde die Brauerei Maisel verkauft, im Jahr 2008 wurde der Betrieb aufgegeben. Ein Investor verwertet das Gelände.

Aktuell ist die bauliche Situation an der ehemaligen Gleis-Laderampe immer noch erkennbar:


Eisenbahn Photograhphie - Maisel von Westen, 2025
Maisel von Westen, 2025


Eisenbahn Photograhphie - Maisel ehemalige Gleislage Blickrichtung Westen, 2025
Maisel ehemalige Gleislage Blickrichtung Westen, 2025


Eisenbahn Photograhphie - Maisel ehemalige Laderampe, 2025
Maisel ehemalige Laderampe, 2025


Bild- und Planmaterial:
StaBi Staatsbibliothek Bamberg
StBA Archiv- und Registraturbestände der Stadt Bamberg
Fotos aus der Sammlung Christian Fiedler
unbezeichnet: Eigene Bestände